Der Zauber der Rauhnächte new me!

Die magischen Rauhnächte: Wer ist Perchta, die Glänzende?

Percht, Berchta, Berta, Hulda, Holla, Hollermutter, Frau Holle – Frau Perchta hat viele Namen. Übersetzt heißt Percht die Leuchtende, Glänzende. Sie ist die Schutzgöttin der Frauen und eine der lebendigsten mystischen Figur des alten Europas. Ihre Rituale werden in vielen Gegenden bis heute noch durchgeführt – wenn auch oft unbewusst. Vor allem für uns Frauen ist sie von großer Bedeutung, steht sie uns doch immer schützend zur Seite, wenn wir Hilfe brauchen und sie rufen. Was die alpenländische Göttin mit den Rauhnächten zu tun hat und wie du mit ihr in Kontakt treten kannst, möchte ich dir heute hier erzählen:

Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum man während der Rauhnächte auf keinem Fall die Wäsche aufhängen darf oder das Haus entrümpeln soll und schon gar nicht verreisen, schwer arbeiten oder fegen? All diese Tätigkeiten mussten bis zur Wintersonnenwende, also bis zum 21. Dezember erledigt werden. Soll Unglück bringen, ja klar, aber warum? Die Schutzpatronin dieser Tage – Frau Percht oder auch Frau Holle (Märchen der Gebrüder Grimm) genannt – ist zu dieser Zeit Richterin über Gut und Böse und Hüterin über die Gaben und Talente der Menschen. Verkleidet als alte, hässliche Frau, kommt sie von den Bergen und zieht sie mit ihrem Gefolge aus Hunden, Schweinen, Hasen und vielen wilden, haarigen Urwesen durchs Land. Sie bestraft freche und/oder brutale Männer, reißt Zäune und Bäume um, lässt Fenster zerspringen; Betrunkene stößt sie in den Straßengraben oder erschreckt sie zu Tode. Frauen und Kinder hingegen beschützt sie – auch heute noch, auch dich. Denn wer von uns Frauen kennt das nicht; dunkle Straßen, Schatten, die aus dem Nichts auftauchen und gruselige Geräusche im Hintergrund und weit und breit kein Lichtlein – Furcht steigt auf, was jetzt?

Wenn du einmal Angst hast, dann ruf Frau Percht, sie geht ein Weilchen mit dir mit, begleitet dich, beschützt dich. Sie nimmt dir deine Angst und macht dich wild und munter, regt dich zu aufregenden Aktionen an. Denn die Percht steckt in jeder Frau kleine Lichter an!

Frau Holle, Märchen nach den Brüdern Grimm

In den Rauhnächten verwandelt sich die Göttin von der wilden schwarzen Alten in die schöne, junge Weiße = Symbol der Ganzheit. Durch die Lüfte fliegend oder fahrend in einem goldenen Wagen holt sie die verstorbenen Seelen, vor allem Kinderseelen ab und bringt sie zurück zur Muttererde, wo sie ihren Frieden finden können. Deshalb steht Frau Percht auch für den Zyklus von Geburt und Tod. In einigen Ortschaften wird sie auch die Bärenmutter (Gebärde) genannt und gilt als Fruchtbarkeitsgöttin. Hunde, Hasen, Schweine, die sie stets begleiten, sind Symbolbilder für Fortpflanzung und Empfängnis.

Schutzgöttin der Frauen

Perchta ist die Schutzgöttin der Frauen. Sie beschützt hartarbeitende Frauen, sorgt, dass sie zur Ruhe kommen und nicht zu viel Arbeiten – in dieser stillen Zeit zwischen den Jahren und auch sonst nicht. Sie ist auch die Schirmherrinnen der Weberinnen und Spinnerinnen, Hausfrauen und Hausarbeit. Um Schutz von Frau Percht für das kommende Jahr zu erhalten, bereitete man bestimmte Verse, Schutzgebete, Rituale und Opfergaben vor: Dazu gehörten das Aufsagen von Segenssprüchen, das Räuchern von Haus und Hof und man stellte Brot, Gebäck, Kuchen oder auch Fleisch vor die Türe. Ein Besuch von Perchta und ihrem Gefolge galt/gilt als glücks- und segenbringend für Haus, Hof und die ganze Familie. Mit dem angenehm süßlichen Duft des Weihrauches wurde sie angelockt, damit sie die bösen Geister und Dämonen vertriebt und Glück und Segen für das kommende Jahr brachte. Natürlich gab/gibt es auch Dinge, die in den Rauhnächten absolut zu unterlassen sind, wenn man nicht den Groll der alpenländischen Göttin nicht auf sich hetzen möchte.

Die strengen Regeln von Frau Percht

Man sagt, dass sich in den Rauhnächten das Chaos in eine neue Ordnung hineinbewegt. Nach den alten Perchtengesetzen darf in dieser Zeit deshalb nicht geputzt, gewaschen, gewebt oder gesponnen werden. Alle Räder sollen stillstehen, was auch Räder an Fahrzeugen betrifft, weil sich in dieser Zeit das Schicksalsrad dreht und den Lebenszyklus neu spinnt. Ganz besonders wichtig ist Frau Perchta in dieser Zeit, dass sich Menschen genauso wie Pflanzen und Tiere an die Gesetze der Natur anpassen. Das bedeutet, man soll sich zurückziehen, regenerieren und Kräfte sammeln.

Bevor es Elektrizität gab, waren Hausarbeiten wie Wäsche waschen, aber auch Spinnen und Putzen Schwerstarbeit. Man glaubt, dass darin der Ursprung dieses Aberglaubens liegt. Es war für die schwer arbeitende ländliche Bevölkerung die einzige Möglichkeit, einmal zur Ruhe zu kommen. Frauen konnten sich damals auf diese Gesetze berufen und sich so in der harten Winterszeit auch etwas schonen. Vor allem ausgebeutete, geschlagene und überforderte Frauen wandten sich an Percht, um bei ihr neue Kraft zu erbitten.

Gönn dir eine Pause!

Einfach einmal nichts tun. Und auch wenn das Spinnrad längst verstaubt im Museum liegt, sind es dennoch immer Frauen, die in dieser stillen Zeit des Jahres am meisten gefordert sind –wer kocht bei dir das Weihnachtsessen, trommelt alle zusammen, kümmert sich um Großeltern, Geschwister und Papa und hat trotzdem immer ein Ohr offen? Ganz klar, meistens ist es die Mama, die Ehefrau, die Partnerin, die Freundin – die Frau! Deshalb ermuntert Perchta auch heute noch alle Frauen, die Rauhnächte als Ruhephase und innere Einkehr zu sehen und die Spinnräder der heutigen Zeit einfach einmal stillstehen zu lassen.

Als Schützgöttin der Frauen begleitet Dich Perchta durch die Finsternis und verleiht dir Kraft und Tapferkeit! © Pexels

Das Feuer-Ritual mit Frau Percht

Um mit Perchta in Kontakt zu treten und ihren Schutz für das kommende Jahr zu erbitten, gibt es verschiedene Rituale. Ein ganz besonderes ist das Feuer-Ritual. Allerdings solltest du dafür zu zwölft sein – es funktioniert aber auch mit weniger Frauen. Hauptsache du glaubst daran!

So funktioniert es:

  • Triff dich mit zwölf lieben Freundinnen (es können auch weniger sein, aber nur Frauen sind erlaubt).
  • Schreibt vorweg, jeder für sich eure Herzenswünsche auf.
  • Zündet im Freien in einer Feuerstelle ein Feuer an. (Bitte aufpassen, es darf nicht überall ein Feuer angezündet werden)
  • Wenn das Feuer in seiner vollen Kraft steht, springt mit euren Wünschen über die Stelle und holt euch die Energie von Perchta für das kommende Jahr.
  • Wird dabei eine Dreizehnte oder zusätzliche Person wahrgenommen, dann ist Frau Perchta höchstpersönlich dabei.

Wenn man möchte, kann man anschließend ein Feuerorakel durchführen. Im Perchtenfeuer soll das ganz besonders magisch sein.

Feuerorakel:

  • Für das Feuerorakel muss sich eine Frau deines Kreises eine ihr wichtige Herzensfrage überlegen, die sie von der Göttin beantwortet haben möchte. Alle anderen Frauen halten ihre Gedanken derweil zurück. Der Fokus liegt auf der einen Frage.
  • Beobachtet nun alle gemeinsam, wie sich die Glut verändert, wie da und dort Flämmchen züngeln oder Rauch aufsteigt, welche Gestalten, Tiere, Gesichter sich in der Glut zeigen, wo Holz knackt und runterfällt, ob es knistert und zischt oder ob alles ruhig bleibt.
  • All das sind Hinweise der Percht, die von der Fragenden und allen anderen gedeutet werden können.

Zum Abschluss möchte ich dir noch eine Botschaft der Göttin Perchta mitgeben. Vielleicht denkst du beim nächsten Nachtspaziergang an sie und bedankst dich für ihren Schutz und ihre Energie. Falls du mehr über das Feuerorakel und Orakel generell erfahren willst, besuche meinen nächsten Blog-Eintrag.

Die Göttin Perchta spricht auch mit Dir:

“Seit Urzeiten ist dies meine Jahreszeit – die Mitte des Winters. Und ich bin gekommen, um Dich daran zu erinnern, dass Du ein Kind der Natur bist. Dass auch Du in diesem Wechsel der Jahreszeiten lebst und von ihm lernst. Mache es jetzt wie die Sonne und ruhe Dich aus. Nur so kannst Du die Qualität dieser besonderen Tage in Dich aufnehmen. Nutze die Dunkelheit und ihre Geborgenheit. Gib allem, was Du fühlst und ahnst eine Bedeutung. Spüre die Kräfte in Dir und um dich herum. Alles sind Teile von mir, der großen Muttergöttin. Ich bin alles, ich bin schön und hässlich, gut und unerbittlich, schützend und gefährlich, hell und dunkel. Manchmal fackel´ ich nicht lange und beseitige im Handumdrehen, was nicht zu Dir passt, manchmal lade ich Dich ein, deine wilde Seite zu leben und manchmal schenke ich Dir Einsichten, die bald zu Gold werden. Zum Gold der Lebensliebe. Alles, was Du dazu brauchst, bist Du selbst. Öffne Dein Herz für das Wunderbare, für Dein Licht. Und sei bereit für eine neue Umdrehung des Jahresrades.”

Fotos: © Pexels

Linda

Linda: L - lebensfroh, I - inspiriert, N - naturliebend, D - dynamisch, A - Abenteurerin <3

2 Kommentare

  1. Karin sagt:

    Liebe Linda.. von Herzen vielen Dank für diesen interessanten und sehr gut recherchierten Beitrag. Mein Nachname ist Perchtold.. darum mitunter auch sehr interessant. Vorallem aber auch.. weil ich mich in vielen Aussagen wiederfinde.

    1. Liebe Karin,
      es freut mich, dass dir mein Beitrag gefällt! 🙂
      Ich hoffe, du hast die Rauhnächte gut überstanden und bist magisch ins neue Jahr gestartet 🙂

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